GRIECHISCH-DEUTSCHE BEZIEHUNGEN


Einleitung


Die deutsch-griechischen Beziehungen während der vergangenen zwei Jahrhunderten waren ebenso komplex wie ereignisreich. Sie beginnen mit dem griechischen Unabhängigkeitskrieg (1822-1831) und der sich anschließenden Herrschaft des aus dem bayerischen Haus der Wittelsbacher stammenden König Otto I (1833-1862). Die bis ins Jahre 1862 reichende „bayerische Periode“ der griechischen Geschichte, vor allem aber die Zeit der deutschen Besatzung und Ausplünderung Griechenlands während des Zweiten Weltkriegs sind mittlerweile historisch recht gut erforscht. Ebenso vielfältig dokumentiert ist das sehr kontroverse deutsch-griechische Verhältnis während der Euro-Schuldenkrise der 2010er Jahre. Diese virtuelle Ausstellung, konzipiert durch ein Team von Historiker:innen der Athener Panteion Universität, der Universität Athen und der Universität Regensburg, widmet sich einer wesentlich weniger beachteten, jedoch besonders vielfältige Epoche der deutsch-griechischen Beziehungen, der zwischen dem Ende des griechischen Bürgerkriegs (1946-49) und den frühen 1980er Jahren.

Geprägt wurden diese drei Jahrzehnte einerseits durch erhebliche Wanderungsbewegungen andererseits durch politische Kooperation aber auch Konfrontation. Seit den 1950er Jahren zogen hunderttausende griechische Frauen und Männer auf der Suche nach Arbeit in die wirtschaftlich aufstrebende Bundesrepublik. Viele dieser „Gastarbeiter“ ließen sich permanent nieder; ihre Nachkommen sind in beiden Kulturen zuhause.

In anderer Richtung reisten zunächst nur wenige Deutsche auf der Suche nach Kultur oder Erholung nach Griechenland, bevor sich seit den 1970er Jahren der Massentourismus entwickelte. Deutsche Gäste stellen seit Jahrzehnten die größte Gruppe für diesen immens wichtigen Sektor der griechischen Wirtschaft; ihre Erfahrungen haben das deutsche Griechenlandbild nachhaltig geprägt.

Während Westdeutschland zu den Gründungsmitgliedern der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft gehörte, war Griechenland eines von vielen Ländern, die bereits seit den späten 1950er Jahren um Aufnahme nachsuchten. Vor allem in den 1970er Jahren war die deutsche Regierung maßgeblich daran beteiligt, dass Griechenland dieses Ziel erreichte und das erste Beitrittsland der so genannten Süderweiterung der EG wurde. Verzögert wurde dieser Prozess durch die Zeit der Diktatur einer Militärjunta, die Griechenland zwischen 1967-1974 beherrschte und auch die deutsch-griechischen Beziehungen auf eine harte Probe stellte, nicht zuletzt, weil in Westdeutschland sowohl zahlreiche griechische Arbeitsmigranten als auch politische Flüchtlinge lebten.